Vorläufer der ISSP

 

Schon Anfang der 1960er Jahre regt die Schweizer Firma Sandoz (die LSD entdeckte und Psilocybin aus Pilzen isolierte und sie Forschern und Psychotherapeuten zur Verfügung stellte) an, dass eine Organisation gegründet werden sollte, welche die Vergabe kontrollieren könne. Sie solle die Professionalität der Forscher und Therapeuten prüfen sowie Ausbildungs- und Therapiestandards festlegen. Doch erst im Mai 1965, am Rande der zweiten internationalen Konferenz „LSD in Psychotherapy and Alcoholism“ in Amityville (USA), wurde die Bildung einer solchen Organisation von LSD-Therapeuten angegangen. Belegt ist, dass die Konferenzteilnehmer in ihren Diskussionen auf Überlappungen von psycholytischer und psychedelischer Therapie hinwiesen und die Organisation „International Association for Psychodelytic Therapy“ heissen sollte. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen gelangte diese Organisation nicht über das Planungsstadium hinaus.

Die ISSP hat einen Vorläufer in der Europäischen Medizinischen Gesellschaft für Psycholytische Therapie (EPT), die 1965 von dem Halluzinogenforscher und LSD-Therapeuten Professor Hanscarl Leuner von der Universität Göttingen (Deutschland) und anderen mit LSD arbeitenden Therapeuten gegründet wurde. Die EPT hatte etwa 50 ärztliche Mitglieder, vor allem aus Deutschland, Skandinavien und der Tschechoslowakei. Die EPT veranstaltete zwischen 1965 und 1975 etwa 10 Symposien zur psycholytischen Therapie; teils eigenständig, teils als Bestandteil größerer Kongresse.

Einige Versuche nach dem Verbot psychedelischer Substanzen eine internationale Interessenvertretung zu gründen schlugen fehl. So misslang in den frühen 1980er Jahren der Versuch zur Gründung der American Association of Physicans for the Advancement of Psychedelic Medicine durch die LSD-Therapeuten Francesco B. Di Leo und Richard Yensen aus Baltimore (USA).  Auch die in den USA geplante Association for Psychedelic Healing kam nie zu einer funktionierenden Existenz.

Um 1980 wurde die Association for the Responsible Use of Psychedelics (ARUPA) als Netzwerk von am therapeutischen Einsatz von Psychedelika interessierten Ärzten und Psychotherapeuten ins Leben gerufen. ARUPA war nie eine offizielle Organisation - und wollte dies auch gar nicht sein. Sie verstand sich eher als ein lockeres Netzwerk von Interessierten. ARUPA lud in den Jahren 1980-1985 ausgewählte Therapeuten und Forscher zu informellen Treffen im Esalen Institut an der kalifornischen Westküste ein; also auf dem Tiefpunkt der therapeutischen Forschung. Neben dem Informationsaustausch wurden einige spätere Forschungsprojekte hier inspiriert. Ein Schwerpunkt des Interesses wurde ab 1980 das Potential von MDMA.

Bemühungen um die MDMA-unterstützte Psychotherapie forcierte die von dem Psychedelika-Enthusiasten Rick Doblin 1986 gegründete Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS), die als anerkannte gemeinnützige Organisation bis heute besteht. MAPS unterstützt ein breites Spektrum von Studien mit Psychedelika, mit einem Schwerpunkt auf Therapie. MAPS hat mit mühsam zusammengetragenen privaten Spendenmitteln und großem Engagement die MDMA-unterstützte Psychotherapie für die Indikation posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bis zu den derzeit laufenden Phase 3-Studien geführt (www.maps.org). MAPS strebt eine nicht-kommerzielle Zulassung von MDMA zur Therapie der PTBS an.

Nach dem Ende der EPT 1973 gründeten Prof. Leuner, der Experimentalpsychologe Prof. Adolf Dittrich, der LSD-Entdecker Albert Hofmann und einige andere 1986 das Europäische Collegium für Bewusstseinsstudien (ECBS) um multidisziplinäre Forschungen zu veränderten Bewusstseinszuständen und Psychedelika in Europa zu koordinieren. Nach der erfolgreichen Veranstaltung von drei internationalen Kongressen und nationalen Symposien sowie einer Reihe von Publikationen stellte das ECBS 2004 seine Aktivtäten ein.

Die Schweizerische Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT) wurde 1986 gegründet und existiert bis heute. Es ist eine Vereinigung von Ärzten, Psychologen und anderen Therapeuten, die sich für substanz-unterstützte Psychotherapie interessieren. Von 1988 bis 1993 erhielten fünf Psychiater der SÄPT eine Ausnahmebewilligung für die Anwendung von LSD und MDMA in der Psychotherapie. Nachdem seit 2010 zwei Psychiater der SÄPT wissenschaftliche Studien zur LSD- und MDMA-unterstützten Psychotherapie erfolgreich durchgeführt haben, wurde diesen (und später noch einigen weiteren Psychiatern) der SÄPT Ausnahmebewilligungen für die psycholytische Therapie mit MDMA und LSD im Rahmen eines Compassionate Use Programms erteilt.